Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Wir haben keine zweite Welt im Kofferraum

ZQO-Modellschule

Modellschule – ZQO-Modell


Seit September 2005 wurde ich an der Peter-Bruckmann-Schule (Heilbronn) mit der Projektleitung einer der 18 „Modellschulen“ in Baden-Württemberg, einem Versuch der Arbeitsplatzgestaltung von LehrerInnen, betraut. Das Kultusministerium hat unsere Schule in einer zweijährigen Versuchsphase anerkannt. Die wissenschaftliche Begleitung liegt in den Händen des Landesinstituts für Schulentwicklung.

Foto: C. Bignion, K. Härpfer, R. Pousset, v.l.n.r.Im Januar 2007 wurde ZQO-Modell (d.h.: Zeit-Qualitäts-Optimierung) besonders gewürdigt und für den „Deutschen Innovationspreis für nachhaltige Bildung“ nominiert. Es wurde unter 51 Einsendungen aus Deutschland ausgewählt und mit 12 anderen Bewerbern in die Endrunde der letzten dreizehn geschickt. Die Preise wurden vom ZEPF (dem „Zentrum für empirische pädagogische Forschung“ der Universität Koblenz-Landau) und der Schülerhilfe am 2.3.2007 im Rahmen der Didacta in Köln verliehen. Verbunden mit der ehrenden Nominierung ist die Aufnahme des Modells in einen vom ZEPF herausgegebenen Textband.
 





Ziel des ZQO genannten Modells (Zeit-Qualitäts-Optimierung), das seit 2005 von 13 KollegInnen der Berufsfachschule für Altenpflege durchgeführt wird, ist es zusätzliche Zeit für direkte pädagogische Arbeit mit dem Schüler zu gewinnen.  Damit soll dem Leitbild einer ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung und dem stärker selbst organisierten zu Lernen eine konkrete Basis verschafft werden. In dieses Modell sind meine Erfahrungen vom selbstorganisierten Lernen und der Mathetik im Life-Science Lab am DKFZ, Heidelberg, eingeflossen.
Die bisherige Zeit von 45 Minuten pro Unterrichtsstunde wird immer auf 40 Minuten reduziert. Überdies blocken wir den gesamten Stundenplan in 2x40= 80-Minuten-Stunden. Es gibt keine Pausen mehr in diesen 80-Minuten-Blöcken. Nach jedem Block liegt eine 10-Minuten-Pause. Dadurch entstehen völlig übersichtliche und rhythmische Phasen. Durch dieses Modell unterrichten Lehrer etwas weniger, Schüler haben etwas weniger direkten Unterricht (etwa 11%). Im dualen System bei einer Wochenstundenzahl von z.B. 16 verlieren bzw. gewinnen die SchülerInnen 80 Minuten, d.h. exakt einen Block, der für den extracurricularen Kursunterricht (ECK) zur Verfügung steht. Durch die „Verdichtung“ des Unterrichts können Schüler früher nach Hause gehen bzw. besuchen in der gleichen Schulzeit noch einen ECK.
Die ECK tragen zur Individualisierung, Selbstorganisation und Intensivierung  des Unterrichts bei. Sie schärfen das Schulprofil deutlich. Kursleiter (Tutoren) können auch geeignete SchülerInnen (z.B. im Deutschkurs für Ausländer) oder Personen von Außen werden (z.B. liefen zwei Kurse in Heimen und bei einem Bestattungsunternehmen). Für unseren Bereich wird die Schulklingel abgestellt und wir orientieren uns an den in jedem Raum aufgehängten Funkuhren.
Jeder Schüler muss pro Jahr 33 ECKs besuchen, wo er für jeden besuchten ECK einen Punkt (einen sog. Credit-Point, CP) erhält. Leistet er darüber hinaus im ECK oder auch im Normalunterricht zeitlich messbare Arbeit, dann kann er weitere Punkte erhalten. Die „fleißigsten“ Schüler z.B. der zweiten Klasse haben bereits ihr ganzes Punkte-Pensum erreicht, d.h. im dritten Jahr müssen (aber dürfen) sie keine weiteren ECKs mehr besuchen. Mit den CPs steht uns Lehrkräften ein hochinteressantes – nicht an Noten, sondern an Schüler-Engagement gebundenes - Gratifikationssystem zur Verfügung.

Beispiele für ECK: Übungsstunden für Einzelne, Psychohygiene, Fachsprache, Schlemmer-Kurs, Deutschkurse, „Leistungskurse“ in Kleingruppen, Basale Kommunikation (mit Fühlparcours), Förderstunden in Kleingruppen, Schülerzeitung, Fachpraktische Beratung, Notfallmedizin,  Examensvorbereitung, Abschlussfest-Komitee, Einzel-Beratungsgespräche oder Supervisionsgruppen.

Als anschauliche Beispiele stehen zwei umfangreiche Dokumentationen über Extracurriculare Kurse (ECK) zum Thema „Anti-Raucher-Aktivität“ (Leitung: Claudia Bignion) und „Parcours des Lebens – Für ein positives Altersbild“ (Leitung: Raimund Pousset) zur Verfügung. Über beide ECKs können über unsere Schulwebsite Informationen eingeholt und weiteres Material (z.B. auch eine kurzer Videobeitrag über ein ungewöhnliches Basketballspiel in unserer Aula) herunter geladen werden.

Der „Parcours des Lebens“ hat 2006 im „5. Wettbewerb für Berufliche Schulen“ der Landesstiftung Baden-Württemberg, zu dem 92 Beiträge eingegangen waren, einen „beo“ gewonnen, und zwar einen 2. Preis. Dieser Preis war mit 6.000 EUR dotiert und wurde am 28.4.06 in Stuttgart verliehen. Der Anti-Raucher-Kurs hat im gleichen Wettbewerb eine Anerkennung und 1.000 EUR erhalten.

Bisher liegen auch zwei recht gute Evaluationsergebnisse zu dem neuen System vor. Einmal wurde in einem ECK von Schülern eine Schülerbefragung durchgeführt und mit sehr positivem Ergebnis ausgewertet, zum andern äußerten sich die beteiligten Lehrkräfte in einer wissenschaftlichen Befragung durch das Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) ebenfalls recht positiv über den neuen Unterricht. Diese Evaluation wird zu Ende des Schuljahres 05/06 (Juni 2006) mit einer zweiten Befragung von Lehrern und Schülern fortgeführt.